In den meisten Beratungsgesprächen, die ich mit Bauherren und künftigen Smart Home Besitzern führe, ist das Thema Stromverbrauch messen, bzw. Smart Metering zunehmend von Bedeutung. Die fortlaufende Ermittlung des Verbrauchs über die Zeit ist eine wichtige Eingangsgröße für eine Verbrauchsoptimierung und der damit verbundenen Stromersparnis. Mit einem KNX-System als Basis, können Sie recht einfach Ihren Stromverbrauch messen und nebenbei auch noch clevere Zusatzfunktionen umsetzen.
Stromverbrauch messen: mit KNX ganz einfach
Das Schöne an den vorgestellten Methoden ist, dass Sie auf keine externen Dienste bzw. einer Übermittlung in die Cloud oder an den Stromversorger angewiesen sind, sondern jederzeit der Herr über Ihre eigenen Daten sind. Gut für die Privatsphäre.
4 Möglichkeiten: Stromverbrauch messen mit KNX
Es existiert eine Reihe an Methoden, den Stromverbrauch zu erfassen und auszuwerten:
1. Messung über Strommessaktor oder besser noch Aktor mit Wirkleistungsmessung
Vorteile:
- Strommessaktor ist einfach umzusetzen
- Messwerte direkt über KNX verfügbar
- Erfassung für einzelne Verbraucher
Nachteile:
- keine Aussage über Gesamtverbrauch oder Gesamtertrag
- keine hohe Genauigkeit (Ausnahme: Aktor mit Wirkleistungsmessung)
Produktbeispiele:
- MDT AZI-0616.03: Schaltaktor 6-fach 8TE REG, 230VAC, 16/20A, C-Last 200µF, mit Wirkleistungsmessung
- ABB SA/S8.16.6.1: Schaltaktor mit Stromerkennung, 8fach, 16/20 AX, C-Last
2. SmartMeter mit KNX Schnittstelle
Vorteile:
- Erfassung Gesamt-Verbrauch und Ertrag möglich
- gute Genauigkeit
- zusätzliche Messwerte (Spannung, Wirkleistung, Blindleistung, Wirkenergie, Leistungsfaktor, THD-U, THD-I, Netzoberschwingungen, Schieflast, Nullstrom, Netzfrequenz) können erfasst werden
- Messwerte direkt über KNX verfügbar
- zusätzliche Aufzeichnung auf z.B. SD-Karte möglich
- Zweirichtungzähler
Nachteile:
- keine Erfassung für Einzelverbraucher
- etwas größerer Eingriff in Stromverteilung erforderlich
- Preis
Produktbeispiel:
- Smart Meter von Enertex
- KNX Elektrozähler EMU von Lingg-Janke
3. Direkter Abgriff am Zähler
Vorteil:
- recht günstig
- sehr genau (Messwerte vom Zähler abgegriffen, jederzeit synchron)
- einfache Installation
- skalierbar (pro Zähler ein Optokopf)
Nachteile:
- keine Plug-and-Play Lösung
- Gateway zur Umsetzung auf KNX notwendig
- funktioniert nicht mit allen Zählern
- keine Erfassung von Einzelverbrauchern
Produktbeispiel:
- co.met Magnet IR-Optokopf für elektronische Zähler
4. Strommessgerät mit Interface-Möglichkeit
Vorteile:
- einfachste Installation
- einfache Erfassung für einzelne Verbraucher
- unabhängige Aufzeichnungsmöglichkeit (z.B. über FritzBox)
Nachteile:
- keine hohe Genauigkeit
- Anbindung an KNX nur über Gateways möglich
- keine Erfassung von Gesamtverbrauch
- sichtbar (Zwischenstecker für Schuko-Steckdosen)
Produktbeispiel:
- FRITZ!DECT 200 von AVM
- auch für den Außenbereich, FRITZ!DECT 210 von AVM mit Spritzwasserschutz IP44
Am Besten ist die Kombination
In vielen Fällen stellt sich eine Kombination aus mehreren Messmethoden als die beste Lösung heraus. Über ein SmartMeter oder den direkten Abgriff am Zähler messen und protokollieren Sie den Gesamtverbrauch (oder Ertrag) und ergänzen diese Messung durch den Einsatz von mehreren Schaltaktor-Kanälen mit Strommessfunktion oder Wirkleistungsmessung.
Die Einzelmessung bei speziellen Verbrauchern ermöglicht zudem weitere Anwendungen. Beispiele hierfür sind:
- Kühlschrank/Gefrierschrank: außer der Ermittlung des Stromverbrauchs selbst, lässt sich über einen KNX-Schaltaktor mit Strommessung/Wirkleistungsmessung sehr einfach eine Überwachung des Kühlgeräts realisieren. Verbraucht dieses über einen gewissen Zeitraum deutlich mehr oder deutlich weniger als die eingestellte Schwelle, kann von einem Problem (offene Gefrierschranktür, Ausfall der Kühlfunktion) ausgegangen werden und die Bewohner informiert werden.
- TV-Gerät: Ein Strommessaktor erkennt das Anschalten des Gerätes und kann daraufhin über KNX weitere Aktionen auslösen, wie z.B. Verdunklung, Beschattung, Zuschalten weiterer Geräte (Receiver), usw. Auch das Ausschalten eignet sich als Trigger für die eine oder andere Automatik-Funktion.